Pilotprojekt zur Öffnung von Schulsportanlagen

Blick von einer Grünfläche auf einen eingezäunten Bolzplatz vor einer Turnhalle

Halle braucht mehr öffentliche Sportangebote. Gleichzeitig sind die Schulsportanlagen am Wochenende und in den Ferien weitgehend verwaist. Mit einem gut vorbereiteten Pilotprojekt wollen wir einen ersten Schritt zur Öffnung der Schulsportanlagen für die Freizeitnutzung machen. Dass das auch ohne Vandalismus geht, zeigen erfolgreiche Beispiele aus zahlreichen anderen Städten.

Junge Menschen beklagen immer wieder den Mangel an niedrigschwelligen Freizeitorten in Halle. In der jüngst veröffentlichen Kinder- und Jugendstudie wird vor allem ein Bedarf „an niedrigschwelligen, öffentlich zugänglichen Sportstätten und Aufenthaltsorten“ (S. 78) festgestellt. Viele junge Menschen würden nach eigenen Angaben Sportangebote stärker nutzen, wenn diese leichter zugänglich wären. Die Autoren schlagen daher vor, „mehr Sportstätten ‚um die Ecke‘“ zu schaffen, „um den eingeschränkten Mobilitätsvoraussetzungen Rechnung [zu] tragen“ (ebd., S. 88). Bei der Vorstellung der Ergebnisse im Jugendhilfeausschuss betonten die Autoren die positive und zentrale Rolle, die Sportangebote in der Freizeitgestaltung vieler junger Menschen spielen. Zudem hat die sportliche Betätigung junger Menschen eine Reihe positiver Nebeneffekte. So kann Sport neben den allgemeinen gesundheitlichen Vorteilen das psychische Wohlbefinden verbessern, Aggressionen und „überschüssige“ Energie abbauen sowie die motorische Entwicklung fördern und damit den negativen Trends der letzten vier Jahre entgegenwirken.

Die Schaffung neuer Sportanlagen ist jedoch mit einem nicht unerheblichen finanziellen und administrativen Aufwand verbunden. Demgegenüber bieten Schulsportanlagen in der Regel eine Vielzahl von Bewegungsangeboten, die außerhalb der schulischen Nutzungszeiten (inkl. Hort) häufig weitgehend ungenutzt bleiben. Angesichts der Vorteile und der zunehmenden Flächenkonkurrenz in den Großstädten haben viele Kommunen die Außenanlagen ihrer Schulen schrittweise für die Freizeitnutzung geöffnet (z.B. Leipzig, München, Dresden), wobei die Schulgebäude weiterhin verschlossen blieben. Der befürchtete Vandalismus blieb meist aus: So berichteten Schulleiterinnen in Leipzig ein Jahr nach der Öffnung von überraschend positiven Erfahrungen (Kowaleski 23.03.2024). Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Zwischenevaluation eines entsprechenden Modellprojekts mit explizit sportlichem Schwerpunkt in den Kölner Stadtbezirken .

Als entscheidend für eine erfolgreiche Öffnung des jeweiligen Schulgeländes erwies sich die Beteiligung der relevanten Akteure im Stadtteil sowie ein vernetzter Ansatz, der verschiedene potenziell mit der Thematik befasste Stellen in der Verwaltung und darüber hinaus einbezieht. Vor allem aber müssen die jeweiligen Schulgemeinschaften von Anfang an eng in den Öffnungsprozess eingebunden und im Prozess der Öffnung unterstützt werden. Dies schließt die Schüler*innen, die mutmaßlich den Großteil der Nutzer*innenschaft ausmachen werden, ein. Die Erfahrungsberichte zeigen, dass die Öffnung unter diesen Umständen ein Gewinn für alle Beteiligten sein kann.

Damit die jungen Menschen in Zukunft noch stärker von einer Doppelnutzung schulischer Frei- bzw. Sportflächen profitieren können, schlagen wir zudem vor, die Schaffung der baulichen Voraussetzungen für eine möglichst reibeungslose öffentliche Nutzung solcher Flächen von Anfang an in die Planung mit einzubeziehen.

Diese Initiative im Bürgerinformationsportal der Stadt Halle ansehen.

Update

Am 4. Dezember hat der Sportausschuss die Annahme unseres Antrags empfohlen. Klare Unterstützung kam von den Fraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP/FREIE WÄHLER. Auch Die Linke und die SPD stimmten zu. Selbst die CDU lehnte das Vorhaben nicht grundsätzlich ab und enthielt sich der Stimme.

Am gleichen Tag empfahl der Bildungsausschuss jedoch, unseren Antrag abzulehnen. Obwohl viele andere Kommunen gezeigt haben, dass es funktionieren kann und wir im Antrag eine Reihe von zusätzlichen Erfolgsbedingungen definiert haben, überwog bei den Ausschussmitgliedern die Angst vor dem vermeintlich unvermeidlichen Vandalismus. Das Abstimmungsverhalten war teilweise anders als im Sportausschuss: Die SPD enthielt sich, Die Linke stimmte gegen den Antrag.

Im Jugendhilfeausschuss war man sich (mit Ausnahme der AfD) weitgehend einig, dass unser Antrag ein wichtiges Thema aufwirft, das einer Lösung bedarf. Einige Vertreter der freien Träger der Jugendhilfe äußerten sich anerkennend, dass der Antrag viele gut durchdachte zusätzliche Bedingungen enthalte. Es zeigte sich aber auch, dass viele aus Angst vor Vandalismus noch nicht bereit waren, dem Antrag zuzustimmen. Daher wurde beschlossen, den Antrag zu vertagen, um einige Passagen noch klarer zu formulieren und Verbesserungsvorschläge einzuarbeiten.